Sonntag, 12. November 2000

Als nächstes passiert etwas, wo sich ein Puzzelteil mit dem nächsten zusammenfügt. Ein Ereignis weswegen ich glaube, das unser Leben vorbestimmt ist, da es soviele Zufälle garnicht geben kann.

Der Reihe nach: Ich sitze auf einer wie zum Frühstück geschaffenen Steinbank, als ein Auto etwas tiefer eine Frau mit Hund entlässt. Da ich mal wieder wegen der Benutzung kleiner Straßen nicht genau weis, ob ich da bin, wo ich gluabe zu sein, frage ich das übliche "Englisch, Deutsch" . Da sie letzteres spricht, kommen wir ins Gespräch. Dabei stellt sich heraus, das ich da bin, wo ich auch vermutet habe; das sie aus Deutschland ausgewandert ist und in einer einfachen Hütte ohne Strom und Wasser lebt.

Es ergibt sich, das Sie kurz meinen Spendenaufruf anschaut und sie sagt, daß sie etwas geben würde, wenn sie etwas dabei hätte. Sie geht ihres Weges. Ich frühstücke und vergeß mittlerweile, das sie per Auto da ist und pack sie in die Schublade "Gute Ausrede oder ?".

Da sie zurückkommt während ich noch da bin, kann ich das "oder ?" klären: Ich frage wie weit ihre Hütte denn weg wäre, da - wenn dies maximal 5-10 Minuten sind, könnt ich ja mitgehen um die 50 oder 100 Pesetas entgegenzunehmen, die sie gegeben hätte, wie sie zuvor gesagt hatte. Die Entfernung kriege ich irgendwie nicht ganz raus, bekomme aber wohl mit, daß meine Schublade richtig war. Ganz zum Schluß sagt sie dann im gehen, daß ich doch arbeiten solle, was sie entgültig entlarvt.

So enden einige Gespräche, denn manch einer sagt unherausgefordert nicht das, was er tatsächlich denkt und wenn ich das so empfinde frage ich penetrant nach, damit mein Gegenüber sein wahres Gesicht zeigt, was mir hier auch gelang- dachte ich... Die Sache ist für mich abgeschlossen und ich denke noch, daß der wahre Grund ist, daß sie gar nicht so nahe wohnt. Als ich noch mit meinen Pins beschäftigt bin denke ich bei jeder Karre: Toll, wenn sie es wäre, denn ich hätte ihr noch gerne mitgeteilt, daß das auch Arbeit ist, was ich mache. Nur das ich als Arbeitgeber die Menschheit habe; ich also diese dann auch für meinen Lohn fragen muß (in der ersten Welt).

Das unglaubliche passiert - sie kommt tatsächlich zurück und drückt mir 1.000 Pesetas in die Hand, also 10-20 mal soviel wie sie ursprünglich angab, gegeben zu hätten, wenn sie hätte... Und so passen all 10 Puzzleteile: (Kleine Straße/ Spaziergang der Frau ohne Geld/ penetrante Nachfrage/ Auseindergehen im Streit/ Pin-Verlust/ Frühstück/ Mallorca/ EXPO/ Geburt der beteiligten Personen/ Welt) genau ineinander. Hätte nur eines gefehlt, hätte es die gleiche Situation mit den 1000 Pst nicht gegeben. Die Frau dachte, wenn der schreit, dann muß der schon einiges erlebt haben, und bevor der jetzt am heiligen Sonntag nichts zu essen hat, fahre ich zurück. Das hat sie mir so erklärt. Und genau dieses Mitleid einiger Menschen ist der Schlüssel zum Erfolg meines Projekts "Umverteilung von unten". Da die Kirche eine der reichsten Gruppierungen weltweit ist, habe ich auch keine Skrupel mir Zuwendung von ihr zu nehmen. Ein Motogrossfahrer springt noch über eine Mauer, in der Kirche werden Dosen gesammelt und ich sammel mit auf meinem weiteren Spaziergang; finde dabei noch Schleckereien und heraus, das alle 5 PSTs-Stücke verschiedener Jahrgänge anders aussehen.

Das bringt mich auf die Idee in der nächsten Stunde alle Menschen, die mir als Touristen begegnen, nach einem 5 PTs-Stück zu fragen. Dies macht aus den anfänglichen 45 PSts 166 PSTs und bringt die Gewissheit auf Mallorca auch ganz ohne Geld und herkömmlicher Arbeit zu überleben. Man könnte es testweise auch mit anderen Münzen (25/100/500) probieren, wobei ich glaube mit 100 oder 500 Stücken klappt es nicht!.

Um 14:00 geht es endlich weiter! Also bei 20 - 40 Km pro Tag eine richtige Erholung / Urlaub! ( nur Mallorca, als Abstand zur EXPO).

Anmerkung 2008: Ich hatte damals vor eine Verbindung per Rad zur Expo in Aichi/Japan herzustellen.

Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, das die gestriegen "Regenwolken" keinen nenneswerten Niederschlag brachten, sondern nur zu hoher Luftfeuchtigkeit / Nebel führten. Eine Magnesium-Tablette begann sich beim Frühstück aufzulösen. In Petra ist es mir im "Jar des Padrins" einmal gelungen, ein leckeres Reststück (35%) einer Paella aus der Küche zurückzubekommen, das sonst garantiert im Müll gelandet wäre; obwohl oder gerade, weil man zuvor nicht bereit war, mir für 100 PSTs etwas warm zu machen! Es macht auch Spaß ohne Geld zu leben, kostet nur ein wenig Überwindung, aber wenn man es erst einmal geschafft hat in der angenehmen Wärme hier...