Montag, 19. Mai 2008

BAP und gefälschtes Visa

Montag, 19. Mai 2008 / 89. Tag / 1. Tag in Kirgistan

Endlich frei! Die Visas für die beiden letzten Länder gelten mehrere Monate! Kein Time Trail mehr! Das ist schon eher Urlaub! Die vielfältige Landschaft bestätigt dies. Ein Maler würde Jahre brauchen das Rundum Paradies festzuhalten. Wohin das Auge auch blickt ist neues zu entdecken.

Doch nur 30 Minuten später beenden Minnistecher das Paradies und meine Gewißheit, das diese Tour die letzte sein wird, weil ich sie nicht überleben werde. Es bleibt spannend wie ich umkomme und wer mein Tagebuch dann veröffentlicht. (Ja so stands im Tagebuch - so sicher war ich mir)

Doch erst mal 20 km Ausflug in die nächste Oase. Deren Existenz ist Tagesüberraschung Nr 1. Durchschnittlich 2 % Gefälle auf guter Wüstenpiste lassen einen Durchschnitt von 12,7 (hoch und runter berücksichtigt) zu. 290 m Höhendifferenz bei 1 Stunde 35´35 Fahrzeit und 26,5 Max. Überraschung Nr 2 ist, das die Piste an einer tadschikichen Asphaltstraße endet und ich so im nächsten Ort doch noch mit meinem tadschikichen Geld Brot, Halva, Tomaten, Erdnüsse und Schokowaffeln kaufen kann.

11 Uhr weiter nach BATKEN. Aber erst noch mal Jraadus von Wolfgang Niedeckens BAP, denn dieses Stück ist nicht nur die Hymne in der DDR gewesen, sondern ist auch meine, die das Geradeausgehen meines eigenen Lebens unterstützt: "Manchmal sitz ich hier rum und frag mich warum es so kommen muß, wie es gerade ist und ich sag mir, das es irgendwo weiter gehen muß GERADEAUS! Ich hab mein Herz in der Hand! Bleib da wo du bist (Grenze) Halt Dich irgendwo fest (an mir) und bleib so wie Du warst Kind: Geradeaus. Ab und zu merk ich dann wie gut es tun kann, wenn man Luftschlösser baut und auf Zufälle vertraut (direkt nach Kirgisien möglich), wenn man gar nichts mehr plant und auf gar nichts mehr wartet - nur so - alles verdrängen -

7 km weiter nach dem Stausee gibt es rechts einen Laden (schlechter Kurs) für den Tausch tadschikichen Geldes. Links ein Restaurant , das usbekisches Geld zum Realkurs 1000 = 25 tauscht. Im Laden hätte ich den Gegenwert von über 3 Eiern eingebüst. Da tausch ich lieber in BATKEN! Dort fällt dann schon wieder das Wort, auf das ich alergisch reagiere: HOTEL
Hab ich das Rad voll geladen um in Hotels mein Geld zu verpulvern? (Anmerkung beim Abtippen: Das ich in Peking beklaut wurde lässt alles zum Tema Geld in einem anderen Licht erscheinen..) Eigentlich wollte ich nur Luft haben. Stattdessen werden mir Taxidienste für Dollar angeboten.

Als ich später einen Radfahrer mittels eines eigens ausgepackten Schlauchs, überzeugen kann, mir zu zeigen (statt nur mit Worten, die ich nicht verstehe, zu umschreiben), wo ich einen neuen Schlauch kriege, werde ich wieder zur gleichen Vulkanisierungswerkstatt gebracht, wo ich vorher schon mal erfolglos war.. Nun sehe ich rein und was sehen meine trüben Augen? KOMPRESSORLUFT! Erst will er Geld haben dafür, aber nach meinem Einwand, das es doch nur Luft sei, geht es auch so...

Bei einer Internetfirma, die kein Internet hat, sehe ich einen Lötkolben. Doch es gibt keine Verlängerung zu meinem Rad, wo ein Drath der Lichtanlage anzulöten wäre.

Schläuche soll es auf dem Bazar geben. (Der Laden zu dem ich eben gebracht wurde hatte natürlich keine..) Doch auf dem Weg dorthin finde ich einen von einer Frau geführten Radladen. Es gibt nur Chinaschläuche - also gleich 3! Zum Geldwechseln wieder zurück in den Ort.

Nun verunsichern mich die Einheimichen unnötigerweise, da sie in Richtung Usbekistan einen Weg zeigen, der angeblich Usbekistan nicht berührt. Das ist doch Unmöglich! Ich habe einen guten Orientierungssinn und kann Karten lesen. Dann kommt auch noch Polizei und verjagt durch Verunsicherung die einzige english sprechende Frau, die sich ohnehin nicht in der Lage sieht mir den angeblich schwierigen Weg zu erklären. Auch mein Visa sei nicht echt!

Doch als die Frau weg ist und nur noch alle anderen nicht hilfreichen Personen um mich herum glucken krieg ich meinen Paß zurück und die Uniformierten im Zivilfahrzeug verschwinden genauso plötzlich wie Sie aufgetaucht waren..

Sicherheitshalber verlasse ich den Ort auf der Straße an der OW (OSH) 222 km steht. In einem Laden im nächsten Dorf entdecke ich im Kühlschrank selbstgemachten Joghurt. Ich bekomme ihn geschenkt und er schmeckt lecker mit Honig und Brotstücken statt Haferflocken versehen.

Ich fahre noch bis zur nächsten Oase und sehe den Mond über Schneebergen aufsteigen. Ein phantastisches filmreifes Naturschauspiel, das jeden Location Scout begeistern würde!

Von meiner Schlafoase ist der Stausee in 35 km Entfernung noch zu sehen. Für den direkten Weg gibt es auch eine Piste, was erst von hier oben zu sehen ist. Da diese Straße in schlechtem Zustand ist empfehle ich diese, wenn Mensch nichts in BATKEN braucht.

Mitlerweile bin ich mit 1309 m höher wie die Paßhöhe der vergangenen Nacht. 4 Stunden 29´48 hab ich für 55,59 km (Durchschnitt 12,3, Max 27,5) bei 641 Höhenmetern mit 2 % Durchschnittssteigung und 17 % Maximaler Steigung, gebraucht.

Seit Tiflis waren das nun ca 13.314 HM auf ca 2.513 km.

ca 5264.48 km insgesamt mit ca 37.890 Höhenmeter + ca. 536 km per Truck + ca 152 per MFG