Dienstag, 27. Mai 2008

















Dienstag 27.05.2008, 97. Tag der Tour, 9. Tag in Kirgistan

2010 wird das Straßenrehabilitationsprojekt "77 km OSH-GULCHO" abgeschlossen sein. Ab GULCHO auch heute schon meist Asphalt. 3 Uhr aufstehen. 3 Uhr 48 erstes Vorlicht (Morgengrauen genannt) Zelt trocken legen. Erstmals Tau außen wie innen seit Monaten! Pünktlich um 4 erwacht bei 14 Grad auch der erste Vogelgesang. Ganz leise! Morgenrot? Wie zum Hohn Fehlanzeige heute Morgen. Ich hatte mich so drauf gefreut nach dem phantastischen Abendrot.. Am blauen Himmel erscheinen lediglich um 4 Uhr 48 leicht beleuchtete Schleierwölkchen, die einen heißen Tag ankündigen...

5 Uhr 34 erreicht mich der erste Sonnenstrahl, doch die Straße entzieht sich von Westen nach Süden schwenkend gleich wieder der Bestrahlung.

90,448 km nach OSH habe ich 2,67 km bei nur noch 10 Grad auf 1.681 m absolviert. Damit bin ich 3 Tage hinter der Gruppe, die mich um mindestens soviele Erlebnisse gebracht hätte, wie sie mir gebracht hätte. Das Tempo der Gruppe ist einfach zu schnell in dieser tollen Landschaft. Die Straße windet sich durch ein enges Flußtal voller Überraschungen. Kaum vorstellbar, das es in einem Talkessel weiter geht. Der Ausgang scheint Links zu sein, doch die Straße wendet sich nach Rechts, um dann doch nach Links abzubiegen. Die Kühe stören sich noch weniger an dem tröten der Karren wie ich. Manch Karre soll neben einer Super lauten Tröte tatsächlich eine BREMSE besitzen, die den unglaublichen Lärm dieser Benzinschleudern für kurze Zeit reduzieren könnte. Freilich wird nur in absolutem Notfall Gebrauch von diesem, aus Sicht der Schnellraser unpraktischem Instrument, gemacht.

6 Uhr 47: Die Sonne ist wieder da. 13 Grad, 1.780 m - Zeit zum Ausziehen
6 Uhr 51: - 4 Minuten später- 14 Grad
6 Uhr 58: - 7 Minuten später- 15 Grad, 12,18 Tages-km, 1782 m
7 Uhr 02: - 4 Minuten später- 16 Grad 12,51 km. 1.802 m - 100 km nach OSH
7 Uhr 06: - wieder 4 Minuten später- 17 Grad, 12,78 km, 1820 m
7 Uhr 09: 18 Grad, 12,85 km, 1822 m
7 Uhr 10: 19 Grad, 12,95 km, 1.826 m
7 Uhr 25: 18 Grad, 14,22 km, 1.848 m
7 Uhr 31: 17 Grad, 14,85 km, 1.834 m - hier war die Sonne noch nicht so lange...
7 Uhr 38: 16 Grad, 15,51 km, 1.852 m - Messung im Schatten
7 Uhr 45: 15 Grad, 16,37 km, 1.853 m - Messung im Schatten

Solche Profildaten könnte ein umprogrammierter VDO Computer mit Fotozelle für die Sonne/Schattenangaben liefern...

8 Uhr 28: 2. Frühstück nach 19,58 km unter Gesellschaft von SYLTAN und der hübschen SUZANA. Ich laß mir für 1 DM etwas Plov erwärmen und dazu Kaffee und Tee (mit viel Zucker geht auch schwarzer Kaffee) Ich höre eine Live-Version von BAP´s Verdamt lang her und laß es mir nicht nehmen, den Refrain mitzusingen, wofür es von SUZANA, die einen Kapuzenpulli mit Gold trägt, Aplaus gibt.

8 Uhr 34: Weiter!

9 Uhr 03 überschreite ich zum 3. und 4. mal die 2.000 ender Marke auf dieser Reise. Gleich 2 mal, weil die Straße oft weiter hoch geht, wie eigentlich nötig, um dann wieder abzufallen. Hier ist die Landschaft zumindest teils felsiger, wie bei der letzten Paßhöhe. Relativ wenig Verkehr, was mich wundert, da mir in den letzten Tagen recht viele chinesische Laster entgegen kamen.

9 Uhr 30: Ertmals verdecken für heute Wolken die Sonne und der Schnee auf den Gipfeln, die am Ende von Seitentälern zu sehen ist, rückt näher an die 2. Straße - 1984 erbaut.

9 Uhr 40: Die Wolken werden zahlreicher, dunkler und beginnen sich zu ballen. Erkundung einer Quelle samt Körperpflege unterhalb der Leiste mit Wasserflasche und Seife. Wieder 2 Speichen gebrochen. Ich ersetze sie erst - da kein Seitenschlag - bei der nächsten Vulkanisierungswerkstatt, deren Automatikluft mal funktionierte. Nebenan ein Restaurant für´s Mittagessen. Ein Teller Lebernudeln soll gleich 60 Kirgi Sum kosten statt sonst 40 - so gebe ich 20 für einen Probierteller, da ich mit Fleischgerichten sonst schlechte Erfahrungen gemacht habe. Hintenrum in der Küche kann ich aber dann doch noch zeigen, was ich gern hätte und das hinzugießen von weiterem Öl verhindern. Ich beiße mich noch im Buch von Sarah fest (Gruß an die Schweizerin, Hamburgerin, Grichin, die mich auf dieses mir ohnehin bekannte Buch nach der Reise nochmal hinwies...) und zeige Bilder. Das beendet meine Freundschaft aber leider, denn nun wird ein Dollar verlangt für einen türkichen Schokoriegel, der sonst 5 Sum kostet. In Sum ist der Preis mit 15 (
wird ob der gesehenen Kamera auch beim Fisch hingelangt: Statt 20-25 gleich 45

Auch im nächsten Laden im nächsten Dorf soll ich abgezockt werden: Die Verkäuferin flüchtet (ob des ungewohnten Ausländers) und die Jugendlichen übernehmen das Regiment - mit mindesten um 5 erhöhten Preisen. Doch das klappt bei mir nicht, dann gibt´s nix vom begehrten Papier.

14 Uhr 35 prasselt der erste Schutt in den Bergen, die sich nun rechts auftun, runter. Wenig später platzt genau über mir ein Gewitter mit Dicktropfen in die sich Hagel mischt. Dahinter ist die Straße wieder trocken - Fazinierend! DESWEGEN hatte ich also in Sarah´s Buch gelesen: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Ohne Lesen hätte ich heute nur ein Gewitter erlebt, nämlich das 2., das dann bei der ersten starken Steigung auf 2.500 m los bricht. Auch hier hätte es wieder fantastische Bilder gegeben, da vor den Schneebergen nur teils grüne - ansonsten lehmige Vorberge sind und dahinter die Gewitterwolken. SO SCHÖN!

Dann geht es von über 2500 m nochmal 70 m runter in´s Flußtal. Das überfordert meine Vorderbremse, so das ich einen neuen Bremsgummi unten aus der Tasche kramen muß im Regen... Keine angenehme Aufgabe, da recht kalt..

Heute mußte ich 2 MFG´s ablehnen um aus eigener Kraft wenigstens den höchsten der Pässe, die mich noch von China trennen, zu erreichen. Und natürlich um den Regen zu genießen.

Die Temperatur von nun 7 Grad bringt mich dabei allerdings an meine Grenze. Also Neoprensocken, 2. Regenjacke und Regenhose an und an den nächsten 2 Cafees vorbei um die 2. Dickplatschphase zu erleben! Bis zum Abend regnet es kräftig. In der Nacht nur noch wenig. Ein Jäger läd mich noch ein, aber ich lehne ab. Mein Zelt habe ich schon um 19 Uhr beim Bushäuschen von KYZYL-ALAY (siehe Bilder oben für die Gegend!) aufgeschlagen, da das Bushäuschen möglicherweise das Innenzelt beim Aufbau trockener gelassen hat. So einfach ist das nicht zu sagen, denn das Bushäuschen besteht aus alten Betonplatten, die es auf 2 Linien entlang der Plattenkanten durchtropfen lässt... Auf alle Fälle war es geil sich die dicken Tropfen in´s Gesicht platschen zu lassen. Gut das ich schnell abgespritz habe, bevor ich auf die Idee gekommen wäre, mir den Naturorgasmus auf andere Körperteile platschen zu lassen und so eine Erkältung zu riskieren... Heiser war ich ohnehin schon.

Im Zelt sind es schnell 13 Grad - dann 10 Grad und ich tausche die Neoprensocken gegen meine für diese Höhen mitgeführten Wollsocken. Diese kommen NUR im Zelt zum Einsatz, denn naß wärmen NUR Neoprensocken während Körperbewegung.

2.683 m hoch lag mein Schlafplatz, der nach 1.210 Höhenmeter erreicht war.

3 % Durchschnittssteigung , 14 % Maximal

64,16 km in 6,52´33 / Durchschnitt 9,3 km/h / Max 41,5

Seit Tiflis nun 2.902 km mit 18.270 Höhenmetern.

ca 5583.71 km insgesamt mit ca 42.073 Höhenmeter + ca. 536 km per Truck + ca 180 per MFG

1.000 Höhenmeter fehlen noch an der 3600 erter Paßhöhe.