Freitag, 30. Mai 2008


Freitag 30.05.2008 / 100. Tag / 12. Tag in Kirgistan

2 Grad Celsius - da es klar ist hat es Luftfrost. Alles was auf dem Gras liegt ist gefroren. Nur das Gras selber nicht - also kein Bodenfrost! Der Boden strahlt noch die Tageswärme aus, die die Luft längst vergessen hat.. Auch um das Wasser IN meinen Flaschen erstarren zu lassen reicht der leichte Frost nicht. Ich krieche also lieber wieder bis 6 Uhr in den Schlafsack, wo die Temperatur mit mir als Heizung von 9 Grad bis auf 26 Grad steigt.

6 Uhr 43 hat die Sonne die Luft auf 10 Grad erwärmt. Gestern waren es 940 Höhenmeter mit 5 % Durchschnittssteigung und 15 % Maximal. Die waren allerdings so kurzfristig, das mein VDO nur 14 % Max registriert. Auch 30 % hatte ich schon gesehen.

25,85 km waren es an einem Tag, wo die Gruppe (angesichts des Geländes) über 100 verrückte km zurücklegen wollte.Wie das ging bleibt mir ein großes Rätsel! Vieleicht ginge dies ohne Gepäck und wenn das Begleitfahrzeug wirklich ein BEGLEITfahrzeug ist, also als letztes fährt, so das Mench nur eine Regenjacke, Faserpelzjacke, Neoprensocken und lange Radhose, Regenhose in einer Tasche mitführen muß. Und selbst dann bezweifel ich, das diese Leistung möglich ist: Ich war ab 5 Uhr aktiv und habe 4 Stunden 18 ´25 auf dem Rad gesessen. Auch ohne Gepäck wäre der Durchschnitt kaum über 6 aufgrund der Straßenverhältnisse. Ohne jegliche Pause wären so 75 km möglich.Wie schafft Mensch aber das ohne seine Energiereserven aufzufrischen, was Zeit kostet? Und wozu die Hetze? Nicht mal Segitas, der UNBEDINGT zur Eröffnung der olympichen Sommerspiele in Peking sein will, bekommt eine Medaille, WENN er zur Eröffnung ankommt. Auch gibt es nicht einen cent Preisgeld! Segitas braucht die Gruppe lediglich um seine eigene Reise zu finanzieren. Und alle laufen dem Leithammel brav voraus...

7 uhr 45 kommt der erste Nerver vorbei. Angeschlagen von der 2. Magen-Darm-Grippe dieser Reise habe ich nun 2.932 km seit Tiflis und 19.309 Höhenmeter hinter mir. Insgesamt ca 5614.32 km mit ca 43.112 Höhenmeter + ca. 536 km per Truck + ca 180 per MFG

Die Menschen, die zu mir kommen kennen keinen Radtourismus, kennen keine leichten, schnell auf und ab zubauenden Zelte, haben Solarlampen noch nie gesehen.. Deswegen sind sie Neugierig. Aber spätestens nach der 2. Frage ob ich Russisch spräche, will ich dann auch meine Ruhe haben. Ein NEIN können Sie nicht akzeptieren, die vorbeifahrenden AUtos können sie nicht nach Luxuslebensmitteln wie Honig fragen. Sie können nicht verstehen, das ich meine Ausrüstung nicht mit mir führe um sie zu verschenken zu können. Und manch ein Kind eignet sich das begehrte Eigentum dann einfach an, denn nicht zu stehlen gehört nicht zum Erziehungsplan, denn niemand hat hier, was der andere nicht auch hat: Fernseher, Krüge, Töpfe, Decken.

9 Uhr 17 zeigt das Thermometer schon 34 Grad in der Sonne. Trotzdem habe ich noch lange Sachen an. Zum ersten mal begegnen mir 3 Russen auf ausgerüsteten Rädern seit Bukhara. Sie bereisen den 600 km langen Pamir-Highway durch Tadschikistan und Kirgistan, den ich nur zu einem Drittel befahre. Auch nach Usbekistan wollen sie noch. www.altair-altai.ru bekomme ich als Webseite und altair@altair-altai.ru als Mail. Es ist eine organisierte Gruppentour.

Einmal davon ausgehend, das der TALDYK-Paß nicht gleich aus 3 Pässen besteht müssen alle Höhenangaben seit GULCHO korrigiert werden: + 139 m!

Ich empfange selbst hier oben keine Deutsche Welle - Armes Deutschland! Nur ein chinesischer Propagandasender in Deutsch - bruchstückhaft. Es geht um´s Erdbeben und die schnelle Hilfe danach und immer wieder die olympichen Spiele die ohne Störung verlaufen sollen. Auch die offene Tibetfrage wird angesprochen. Das wird ein Spießrutenlauf für China! Proteste sollen unterdrückt werden, aber zahlreiche ausländische Teams sind im Lande während der olympichen Spiele. Kaum vorstellbar, wie die in Schach gehalten werden sollen, ohne das dies wiederum zur Negativberichterstattung führt. China wird gezwungen sein die Tibet-Frage zu klären, das alle damit Leben können!

Nun geht´s runter in´s nächste Hochtal, wo sich nach 8,65 km ein Restaurant befindet, wo ich auf 3.314 m Bauernfrühstück vegetarisch (40 Sum) zubereiten darf. Es gibt auch Kuchen, der erst 20 Sum dann doppelt so viel kosten soll.. Erfrischungsgetränke, die nicht im Westen produziert werden sollen erst 12 dann 20 kosten. So kaufe ich nur Kekse zu 10 denn das sollten die auch von Anfang an kosten. Dazu eine große Schale heißes Wasser, während mein I-Pod läd.

In das heiße Wasser ist etwas Tee gemischt, auch wenn der hübsche Junge im Muskelshirt das nicht zugeben mag. Waschen müsst ich auch noch. Dazu fehlt eine Schüssel - aber angeblich wäscht Mensch hier nie. Wer glaubt wird selig. Unwetterstimmung. Ich will weiter!

Schon der nächste Ort -schon sichtbar- ist Sary Tash. Zu kaufen gibt es nur Bonbons, Fischkonserven, die ich nicht aufkrieg und Schokoriegel. Dazu Erdnüsse (hab ich noch), Zucker und Erfrischungsgetränke.

Im Ort links ab nach China! Nun beginnt ein Gebiet, das im ersten Fahrad Weltführer noch zu den Radtechnisch weißen Flecken gehörte...Wasser aus dem Fluß. Es geht zunächst Höhe haltend (um 3.280 m) durch eine Hochebene. Nun ab und zu über einen Hügel um der zerstörerischen Kraft des Wassers auszuweichen.

Nach 30,65 Tages-km doch noch ein Restaurant... 2 Stunden lang tröpfelt es aus grauem Himmel so vor sich hin. Nur am Abend stärker. Zum Tagesabschluß gibt es neben der Piste eine besser befahrbare 2.

390 Höhenmeter, 4 Grad - großes Schneefeld in der Ebene- 3 % Durchschnittssteigung, 14 % Maximal

37 km in 4´11´22 / 8,8 Durchschnitt / 25,5 Maximal

Seit Tiflis 2.969 km mit 19.699 Höhenmeter hinter mir. Insgesamt ca 5644.97 km mit ca 43.502 Höhenmeter + ca. 536 km per Truck + ca 180 per MFG

weiterer Reisebericht zu diesem Teil meiner Tour: http://www.chris-on-the-bike.de/kashi_j