Dienstag, 10. Juni 2008

10.06.2009 / Dienstag 111. Tag von 215 / 9. Tag in China

Auch 9 Stunden Schlaf brachten nicht die nötige Erholung.
6 Uhr: Gegenpersonenzug mit 14 Wagons. 32 Grad
8 Uhr 30: Während meiner ersten Hitzepause nach 45 Minuten und 13 km - rollt ein offenbar auch noch fahrender Frühzug gen Osten. Wieder 14 Wagons. Der 1,5 m Pegel der Unterführung ist bereits mit 70 cm Geröll gefüllt. Die nächste Unterführung hat weniger Geröll und ist auch von vorn herein nur 1,15 m hoch. Mindestens 13 Kackhaufen...

Nach 20 km entpuppt ich die Bullenaussage von gestern (wo es Wasser gäbe) als dreiste lebensgefährliche Lüge. Lediglich ein leeres Haus! Es sollen nun weitere 30 km sein! Das schaffe ich nicht mit 2 Liter Wasser, denn aus 30 werden 50 werden. Ich versuche zu trampen. Die selbstsüchtigen Chinesen fahren in Riesenbogen vorbei! Ein Jude hatte mich bereits vorgewahnt in Sary Tash. Dann kommt ein Geldmachfahrer. Selbst dieser rauscht durch und winkt auch noch zum Hohn! Dann nehme ich einen 100 Quai Schein in die Hand und erreiche so, das doch noch angehalten wird. Allerdings möchte Mench für 30 km 50 Quai haben. Also versuche ich es doch aleine. Die Busfahrer haben 2 meiner Trinkflaschen mitgenommen und bringen mir selbige auf Ihrer Rückfahrt und nach meiner nächsten Sonnenpause gefüllt wieder mit.

Nachdem gestern der erste Tag seit langem war, wo die Sonne sich nie verdeckt zeigte, hat sich die Wüste mitlerweile so aufgeheizt, das schon am Vormittag 47 Grad in der Sonne und 40 Grad im Schatten erreicht sind. Damit ist das Radfahren nicht mehr möglich und ich kümmer mich um andere Möglichkeiten der Weiterreise, als ich bei Tages-hm 37,61 die nächste Zahlstelle (alle motorisierten müssen hier recht hohe Maut zahlen) erreiche. Dort gibt es auch Wasser. Die Zugfahrt Kashgar - Urumqi soll 250 Quai im Sitzwagen und 390 im Liegewagen kosten. Der Bus nur 190 Quai.

Von SANCHAKOU, von dem ich noch 13 km entfernt bin, soll der Zug hingegen nur 80 Quai kosten und der Bus 150 Quai. Ich probiere noch von einem Leerlaster, der Platz für 20 Räder hätte mit genommen zu werden, doch das klappt nicht. Als er weg ist erfahre ich den Grund: 4 Leute saßen schon im Führerhaus - aber DA wollte ich doch gar nicht brüten! Das es hinten drin sehr wohl geht konnte ich in der Gegenrichtung AN DER ZAHLSTELLE (!) beobachten. Mensch schwitzt schon beim Nichtstun (oder Schreiben...)

Dann bringen Gewitter Abkühlung bis auf 29 Grad herunter und tatsächlich gibt es nach 13 (oder 15) km Wasser in SANCHAKOU. Die beiden ersten Vulkanisierungswerkstätten sind verlassen oder/und besitzen keine Bar-Anzeige. Nicht mal den nötigen Aufsatz gibt es.

Im ersten Restaurant rechts soll Lamian 10 Quai kosten (bislang 4 - 6 aber desto weiter weg von Kirgistan desto teurer). Als ich zurück komme und ein anderer Gast das teure Touriessen (von dem West-Ost-Preisanstieg wusste ich damals noch nichts) bestellt hat, frage ich nach dem Preis, den er zahlen soll und siehe da 6 Quai. Sind auch hier (noch) der richtige Preis. Dazu will ich auch eine Portion ohne Fleisch und Schärfe. Ich krieg auch mein Wechselgeld richtig, aber leider funktionieren die Sonderwünsche trotz aller Deutlichkeit nicht, da kurzerhand aus der Portion für den anderen Gast 2 gemacht werden..

Schräg gegenüber gibt es auch ein Restaurant,, wo es Reis gibt, doch die Preise sind 10 x so hoch, wie in Deutschland...

Von einer ambulanten Händlerin kaufe ich schließlich einen Salat für die Hälfte des Lamian. Gerade bevor einer der gefürchteten Kara Burans losbricht bin ich fertig. Genauso schnell wie der Sand-Regen-Sturm kam ist es auch schon wieder ruhig im Ort. Nur dahinter ist es schwarz.

In einem Laden entdecke ich Knäckebrot. Dachte ich zumindest. Ich zeige in Verbindung mit dem Knäckebrot eine Wurst und hoffe, das verstanden wird, das ich damit meine: "Das wird zusammen gegessen?", denn dann wäre es Knäckebrot.. Es wird bejaht. Später muss ich aber feststellen, das das "Knäckebrot" eher eine Art süßer Keks ist und natürlich gar nicht zur Hähnchenwurst passen mag.

Ich frage eher aus Interesse bei 2 zufällig vor dem Laden haltenden Sleeper-Bussen wieviel es nach TURPAN kosten soll und ob das Rad nicht unten rein kann. Siehe da: Es geht doch! Wie
soll sonst auch Sarah und Markus vor 2 Jahren nach Urumqi gekommen sein? Der erste Bus nimmt ein Rad mit, will aber erst 350 Quai, dann 250 Quai und schlieslich 200 Quai haben. Ich bin aber nur bereit 15 € für die 1.380 km zu zahlen. Und das auch nur, weil der Bahnhof nun wieder 23 km weit weg sein soll. Wer weiß, ob es ihn überhaupt gibt und ob das mit den 80 Quai für den Zug überhaupt stimmt. (zudem kommt, das das Rad und Gepäck beim Zug nach Gewicht berechnet wird wie eine spätere Erfahrung zeigen wird..)

Der 2. Bus nun will kein Rad mitnehmen, soll aber von vorn herein nur 20 € kosten, so das ich den Preis auf 15 € drücken kann, nachdem das Rad dann doch problemlos möglich war.

Diesmal ist es andersrum: Wasser soll es nach 53 km geben, doch dann gibt es bereits nach 34 km ein Restaurant. immer das gleiche Problem auf Reisen: NICHTS ist wirklich rauskriegbar! ICH HASSE ES! Einer der Gründe, warum ich den Bus durch die Wüste nehme, angesichts vager oder UNZUVERLÄSSIGER FALSCHANGABEN, die ein bereisen der Wüste im Sommer per Rad entweder UNMÖGLICH machen, oder zumindest unnötiges Wasserschleppen bedeuten.

Andererseits genieße ich im Sleeper die vorbei fliegende Landschaft. In der Dämmerung ist dies freilich nur die Skyline der Berge. Der Sleeper bietet 42 Liegen in 2 Etagen und 3 Reihen a 7.


Die Füße liegen unter dem Kopf des Vordermann. Wiso es in Europa keinen einzigen dieser das Reisen angenehm machenden Schlafbusse gibt (die wenigen, die es doch gibt müssen offiziell auf dem Parkplatz stehen im Schlafmodus..), ist mir nach wie vor ein Rätsel. Für den TÜV gibt es sogar Gurte an jeder Liege, womit das Hauptargument Sicherheit vom Tisch wäre.

Außerhalb der großen Städte gibt es keine Straßenlaternen. Wer was anzubieten hat (Getränke, Vulakanisation, Lamian) hängt eine Glühlampe vor die Hütte. Auf freier Strecke kann Mensch schon mal eine Gruppe Menschen sehen, die sich um eine Kerze versammelt haben. Grasser Gegensatz sind dann Größstädte mit Ihren blinkenden, farbenfrohen Neonreklamen ala Las Vegas.

52,5 km per Rad in 3:23:05, 15,5 Durchschnitt
/ Max 28,5
162 Höhenmeter mit maximal 1.856 m und 2 % Durchschnittssteigung, 11 % Maximal

3.479 km seit Tiflis per Rad mit ca 23.019 Höhenmeter. Insgesamt ca 6154,65 km mit ca 46.822 Höhenmeter + ca. 536 km per Truck + ca 180 per MFG + 1246,45 km per Bus

Gesamt-Reise km: 8.117 von Athen